Meine Gedanken zu Brevets in Berlin/ Brandenburg

Hervorgehoben

  • Ich kann das Genöhle über Pflaster nicht verstehen. Das ist so, als wenn man sich über Berge in Bayern beschwert.  Gegen Pflaster gibt es breitere Reifen mit reduziertem Luftdruck. Langsam sollte es sich rumgesprochen haben, daß die Straßenverhältnisse  hier anders sind als in Westdeutschland. Wem das nicht gefällt, kann ja auch woanders fahren.
  •  Ich lege die Strecken nicht so, daß möglichst viel Pflaster drin ist, sondern daß die Strecke möglichst ruhig ist. Wenn das Pflaster bedeutet, ist das eben so. Oft ist es so, daß man zwischen Bundesstraße und Sandwegen kaum Alternativen  hat. Kopfsteinpflaster finde ich da noch ok. Sandwege sind ungeeignet, Bundesstraßen lebensgefährlich.
  • ich versuche die Strecken so zu legen, daß man auch was landschaftlich Schönes sieht. Wem das egal ist und wer nur hinter Hinterrädern und Ärschen hinterher hechelt, sieht eben nur Hinterräder und Ärsche. Das ist nicht mein Problem. Die Anderen werden hoffentlich die Landschaft genießen.
  • Ein Brevet ist aus meiner Sicht kein Rennen. Wer es dazu machen will, hat den Grundgedanken von Brevets nicht verstanden und sollte lieber RTF oder Velothon fahren. Man kann übrigens auch Rennen über Pflaster fahren. Geht ja bei Paris Roubaix und den belgischen Klassikern auch.
  • Schmale Reifen laufen nicht unbedingt schneller/leichter/besser als breitere Reifen. Lest mal ein bisschen: https://janheine.wordpress.com/category/components/tires/page/7/  Es kommt eher auf die Karkasse des Reifens an. Selbst die Tuhr hat das mittlerweile begriffen, außer Manuel Ekel vielleicht.
  • Viele Randonneure in Deutschland fahren Rennräder mit oder ohne Schutzblechen, aber keine richtigen Langstreckenräder. Selber Schuld! Ich empfehle die Lektüre des oben genannten Blogs.  Mit guten, breiten Reifen kommt man entspannter ans Ziel.
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Bericht von Ralf

Dieses Jahr stand die Zweitauflage des Hansebrevets auf dem Programm. Die Teilnehmerzahl hatte sich gegenüber der ersten Auflage verdoppelt. War bei der ersten Auflage das Wetter noch voll auf unserer Seite (Windstill, warm, sonnig), so hatten wir dieses Jahr die ersten beiden Tage Gegenwind (Wind aus Nordwest, kühl), der die Fahrt deutlich verlangsamte. Aber alles der Reihe nach.

In 2 zeitlich versetzten Startgruppen ging es aus Berlin raus. Die schnellen Leute um Thomas machten ordentlich Dampf, bis kurz hinter Templin fuhr ich mit, dann ließ ich abreißen:  macht ja keinen Sinn, sich auf den ersten 100km zu verausgaben, es kommt ja noch etwas (900km)…. In gemächlicherem Tempo ging es weiter, der N0rdwestwind machte mir zu schaffen. Kurz vor Templin der Schock: eine der letzten „richtigen“ Ortsdurchfahrten mit fiesestem Kopfsteinpflaster wird gemacht! Die Schergen der Carbon-Mafia und die Verfechter von 23mm-Leichtbaureifen haben ganze Arbeit geleistet! Winsel, Heul! Allerdings war ich mit meiner Trauer wohl recht alleine….Wir mogelten uns an Baumaschinen und deren Besatzungen vorbei, für die Velomobilisten war das etwas schwieriger.

In Woldegk war die erste Kontrolle am Supermarkt, Lebensmittelvorräte wurden angelegt/aufgefüllt, und es ging gegen den Wind weiter nach Ducherow.

In Ducherow hatte ich Glück: es bildete sich eine Gruppe aus 5 Fahrern ähnlicher Leistungsstärke, die bis Lübeck zusammen blieb und so die Fahrt gegen den Nordwestwind deutlich vereinfachte. Danke an Euch, Jungs, das hat viel gebracht!

Auf Usedom überraschte uns Gerhard mit einer Geheimkontrolle mit Verpflegung. Danke, Gerhard!

In Grimmen waren wir uns in der 5-Mann-Grupppe einig, die Rügenfähre zu umgehen. Vom Rügendamm an hatten wir Schiebewind. Um 6 Uhr erreichten wir Binz und fuhren weiter gegen den Wind nach Cap Arkona. Dieser Abschnitt war wirklich hart, da wir den Wind direkt und ungebrochen von vorne hatten ohne wirklichen Windschutz durch Landabeckung.

Auf  halbem Weg nach Stralsund machten wir eine Pause an einem Super-Supermarkt mit Bäcker, wo wir ein Nickerchen in der Sonne machten. Das tat gut.

Weiter gings nach Westen immer gegen den Wind. Kurz vor Kühlungsborn eine Verpflegungsstelle von Peter. Es gab Linsensuppe. Super- da flattert die Büx!

Hinter Kühlungsborn flaute der Wind gen Abend ab. Der Verkehr auch, wegen des EM-Spiels Deutschland gegen Frankreich. Hat der Wind auch Fußball geschaut? Für mich ist hinter Kühlungsborn bis Priwall der schönste Teil der Strecke: meist kleine, ruhige, kurvige Straßen in ständigem Auf und Ab bescheren nach jeder Kurve neue Eindrücke. Die Steigungen sind nicht ohne, vor allem, wenn man bereits über 600km in den Beinen hat.

Gegen Mitternacht erreichten wir die Kontrolle in Sereetz bei Lübeck. Hier klinkte ich mich aus und besuchte meine Eltern. Die Anderen fuhren weiter.

Spagetti Bolognese, 6 Stunden Schlaf in einem richtigen Bett und ein gutes Frühstück machten mich fit für den Rest der Strecke. Die nächsten 200km fuhr ich alleine, was auch mal schön war. In Röbel traf ich Sascha und Falk. Die Pause in Röbel wurde wegen eines Wolkenbruchs ausgedehnt. Den Abschnitt bis Neuruppin nahm ich mit Falk unter die Pneus. Besonders der Abschnitt von Flecken Zechlin bis Neuruppin ist ohne Begleitung nervtötend: 20km, die einem doppelt so lang erscheinen, meist geradeaus und ein wenig hoch und runter, oft viel Verkehr, Brandenburger mit Testosteronüberschuß in Proleten-Autos.

Ab Neuruppin fuhren Sascha, Falk und ich über Schönwalde nach Berlin über die viel verfluchte Pflasterstrecke nach Spandau. Jungs, stellt Euch nicht so an: dickere Reifen, reduzierter Luftdruck, dann rollt das fast wie von selbst!

In Berlin waren wir um 1:30 Sa früh. Vor und nach uns trafen noch viele Randonneure ein. Alle waren froh, die Strecke bewältigt zu haben. Der Ärger über das Pflaster verflog, ich wurde nicht mit Pflastersteinen gesteinigt. Danke!

 

Das Hansebrevet 2016 ist vorbei

Das Hansebrevet 2016 ist vorbei. Danke an alle Teilnehmer für die gute Stimmung sowie besonders an Gerhard und Peter für die Verpflegungsstellen.

Gerhard hat sehr viele Fotos gemacht und nach Dropbox hochgeladen, hier sein Bericht mit den Links zu den Fotos:

ARA-Berlin Brandenburg

Hanse-Brevet 1000 km

Mittwoch, 06.07.2016 – 10.00 Uhr

Ein paar Eindrücke eines „aktiven“ Zuschauers.

Darunter ist der Link für die Bilder, ggf. den Link kopieren und in den Browser stellen. Bei Schwierigkeiten bitte melden. Wir kriegen es dann hin. Die Bilder könnt ihr euch runterladen.

1. Vor dem Start

Etwa 47 Randonneure wollten das Tief „Renate“ rocken. Guter Dinge waren alle beim Frühstück vor dem Start. Wiedersehen mit bekannten Gesichtern, die Leute waren auch dran. Gedanken wurden ausgetauscht und Erfahrungen von den letzten Brevets. Und wo kann man eventuell auf der 1000er Strecke schlafen und wo ist in der Nähe ein guter Radladen, der Cleats verkauft für Spezialpedale.

https://www.dropbox.com/sh/wrpcc4k1k2tnoe1/AADExnkpJb9tFC7ncqBGirS0a?dl=0

2. Start 1000er

Der Track der Strecke wird auf dem Navigationsgerät eingestellt. Kurz noch mal auf das Streckenbuch gesehen, das Gepäck richtig gerückt und rauf auf die Straße in die „Startposition“ gestellt. Nach einigen hinweisenden Worten durch den Organisator wie u. a. : VORSICHT bei der Stadtausfahrt und BONNE ROUTE. Und in 2 Gruppen ging es auf die Strecke.

https://www.dropbox.com/sh/9fe0hvqya3mgaci/AADTKcIV25nGyLzxQa1FaVyFa?dl=0

3. Durch Brandenburg

Nach einem Kilometer liegt ein Velomobilfahrer auf dem Bürgersteig unter seinem Gefährt. Mit richtig schmierigen Händen, von der Kette, versuchter er sie wieder in die richtige Schaltreihe zu bekommen. War nicht so einfach, weil Kettenblätter und Schaltung mit Ritzelkassette ziemlich weit auseinander sind und noch ordentlich verkleidet. Da lobe ich mir ein Zweirad mit Schaltung. Der gleiche Fehler wäre da viel schneller behoben. Nach weiteren 15 km, in Schildow, wechseln 2 Randonneure an ihren Rädern Schläuche. Der Liegeradler hatte später noch des Öfteren das „Vergnügen“. In Wensickendorf, km 29, bekam mindestens die 2.Startgruppe Regen ab. Auf der Strecke gab es mittlerweile mehrere kleine Gruppen und Solisten. In der ersten Gruppe waren etwa 10 Fahrer vereint, die ganz schön auf die Tube drückten. Und „Renate“ machte auf sich aufmerksam.

https://www.dropbox.com/sh/y1q8itxer576f9w/AACKNN6c3caIOV6ECgBpLqgGa?dl=0

4. Ampel Templin

Hier bestand die Chance, die Fahrer auf die Linse zu bekommen, Ampelstopp. Einem eventuellen Irrtum vorzubeugen, die Ampel wurde nicht von mir auf Rot gedrückt. Bei den meisten Radfahrern war rot. Km 77, nach 2h:35min standen die ersten an der Ampel, richtige Heizer, alle noch mit einem freundlichen Lächeln. Ein Fahrer fuhr bei richtig Rot über die Kreuzung, einfach gefährlich. Ich hoffe, er ist kein ausgesprochener Bei-roter-Ampel-über-die-Strasse-Fahrer. Unterwegs konnte ich mir nicht verkneifen,meinen Unmut zu äußern.Jetzt ist vergessen wer das war. In 45 min. waren 2 Drittel des Fahrerfeldes an der Ampel vorbei.

https://www.dropbox.com/sh/v19hkr62kdrsv8j/AAA4fAI9W1kmNQZfvHwkwnU1a?dl=0

5. ab Templin und weiter durch Mecklenburg-Vorpommern

RuderFrank noch mit intakter Sattelstütze. Hinter Boizenburg musste ich vom Track weg über Feldwege. Da hätten die Radler teilweise schieben müssen. Hinter einem Einheimischen ging es dann doch durch die Baustelle. An der ersten Kontrolle in Woldegk, km 122, trafen sich viele Fahrer. Verpflegung fassen und eine kurze Pause war angesagt. In 3 Kaufhallen war ich unterwegs, um Joghurt mit Löffeln, Brötchen und Bananen zu holen. Renate“ machte allen ganz schön Druck und lies Geäst auf die Strasse fliegen.

https://www.dropbox.com/sh/156q68ernqgo4gc/AAAo0aozjiFXOGYVdvBge1-Ya?dl=0

6. Usedom

An der Brücke nach Usedom treffe ich die ersten 3 Fahrer, die auch den Radweg auf der linken Seite der Brücke nehmen. Sie haben das Polizeiauto gesehen. Km 212, Durchfahrtkontrolle in Gummlin am Briefkasten mit Kontrollfrage und / oder Stempel. Um 17.00 Uhr beeile ich mich, um den Tisch zu decken und Stühle hinzustellen. Und um 17.30 sind die ersten Fahrer da. Fotos gibt es erstmal nicht, nach 200 Fotos war der Akku des Apparates alle.Bis 23.00 Uhr passierten 40 Randonneure die Kontrolle. Bis auf 2, sie hatten kurz vorher etwas gegessen, waren alle anderen erfreut etwas zu essen und zu trinken vorzufinden. Auch die Biogurke, bekam ich von meinen Freunden, war gefragt. Bis Anklam hatten einige leider die Fahrt beenden müssen. Mal etwas anderes: Mit welchem Recht denken einige Randonneure, dass man ihnen alles nachräumen muss? Das erlebe ich leider sehr oft. Für mich heißt das einfach, schlechte Kinderstube.

https://www.dropbox.com/sh/v98ia6r811xqhnr/AADvZQYt74amQ5-ydDOXeA-Ea?dl=0

7. Frühstück Stahlbrode-Fähre nach Rügen

Versprochen war, ich bin Donnerstag früh an der Fähre mit einem kleinen Frühstück vor der ersten Abfahrt nach Rügen. Die, die nicht auf die Fähre warten wollten, fuhren ab Grimmen nach Stralsund über die alte Rügendammbrücke auf die Insel Rügen, nur 10 km Umweg. Auf dem Weg zur Fähre sah ich mir das letzte „Randonneurshotel“ vor der Fähre an, kenne ich natürlich aus eigener Erfahrung.Es war gut besucht und als ich um 3.45 Uhr wegfuhr, kam der nächste Gast. Später trafen noch weitere Gäste ein, wobei die ersten wieder aufstanden. Bis 9.00 Uhr waren alle auf der Insel.

https://www.dropbox.com/sh/5x4rov6e9g0912x/AABQiNgjN9CueS0Xlztniuf7a?dl=0

8. Zielschuß

Im Ziel war durch Hostelgäste richtig Trubel bis früh um 4.00 Uhr. Man konnte sich nur brüllend unterhalten. Sonnabend, ab 00.14 bis 3.14 rollten weitere 7 Fahrer ein, um diese Zeit hatten schon 15 gefinischt.  Reichlich vor Zielschluß waren die letzten Fahrer im Ziel. Ca. 30 Randonneure sind alle 1020 km gefahren. Pech hatte RuderFrank, seine Sattelstütze brach hinter Schwerin. Und das war alles in der Nacht, also kein Ersatzkauf möglich. Der Sattel wurde auf Kinderhöhe gestellt und so ging es viele km in nicht optimaler Randonneurshaltung und auch im Stehen. Sein Mitfahrer Jörg nahm seine Satteltasche Carradice, die hätte bei RuderF durch den tiefer gestellten Sattel auf dem Hinterrad geschliffen. Jörg fuhr mit der zusätzlichen Last rechtzeitig ins Ziel. Alle Achtung und Chapeau! Ich hoffe, Frank hat ein Bier ausgegeben. Franks Knie nahm an Umfang zu und fing an zu schmerzen, zumal das Knie 2015 zweimal operiert wurde. Abbruch war wohl die richtige Entscheidung. Bei Sven war von Speichenbrüchen die Rede an beiden Rädern. Räder für Randonneure(einfach mehr Speichen) sind wohl eher geeignet. Einige Streckenabschnitte fanden nicht die Zustimmung aller, was solls.Wer sich aus Berichten vom Hanse-Brevet 2013 informiert hätte, hätte erahnen können, was ihn erwartet.Leute, asphaltierte Straßen mit Rückenwind und bergab kann jeder. Ihr habt die Strecke gekonnt, einfach klasse. Nach einer Dusche, etwas Essen und einem Bier wurde die Fahrtanstrengung relativiert und erklärt, dass es machbar war.

Allen meinen Glückwunsch und Hut ab, die die nicht einfache Strecke bewältigt und „Renate“ gerockt haben.Allen, die aus gesundheitlichen Gründen aufhören mussten eine gute Besserung. All denen, die durch ein Missgeschick zum Abbruch gezwungen waren, schade. Auch wenn ich leider selber ein Missgeschick hatte, mir hat das ganze viel Spaß gemacht und vielleicht war ich dem einen oder anderen etwas hilfreich.

Gerhard Wolf

https://www.dropbox.com/sh/oy8mabsentir43s/AADbbKz7tz2NIdyFGiZGs1dxa?dl=0